Kraut und Rüben - Bioladen Frauenkollektiv

Kraut und Rüben ist Teil der Wandelwochen-Tour "Kollektivbetriebe in Kreuzberg" am Dienstag 08.09. (-> Anmeldung und Infos)

Kraut und Rüben ist  ein Kiezladen mit günstigen und gesunden Lebensmitteln, Verkaufsmöglichkeit für im Umfeld gefertigtes Kunsthandwerk und Integration arbeitsloser Jugendlicher. Außerdem ein Frauenkollektiv.

http://www.kraut-und-rueben-berlin.de

Kraut & Rüben wurde 1978 als "Verein Praktische Pädagogik" gegründet.

Die Idee:

  • ein Kiezladen mit günstigen und gesunden Lebensmitteln,
  • Verkaufsmöglichkeit für im Umfeld gefertigtes Kunsthandwerk
  • und Integration arbeitsloser Jugendlicher.

Kurze Zeit und viele Diskussionen später wurde daraus die Kraut und Rüben Lebensmittelvertriebs GmbH mit

  • kollektiver Arbeitsstruktur,
  • enger Kiezbindung und
  • dem Anspruch, den Laden in politische Diskussions- und Handlungsprozesse mit einzubeziehen, was auch in die Tat umgesetzt wurde: Hausbesetzungen, Anti-AKW-Bewegung, Tschernobyl....

Anfang der 80er Jahre war das Angebot an biologisch erzeugtem Obst und Gemüse vor allem in West-Berlin, ohne Belieferung aus dem Umland, recht gering, aber es gab durch die Anti-AkW-Bewegung enge Kontakte zum Wendland und der „Rübenexpress“ (bestehend aus unserem LKW und viel Einsatz) entstand.

Gemeinsam mit anderen Kollektiven fuhren wir regelmäßige Touren zu den „Bio-Bauern“ und brachten das z. T. selbst mitgeerntete Gemüse nach Berlin, wo es dann nicht nur verteilt, sondern im
Winter auch eingelagert werden musste. Eine übliche Winterarbeit war z.B., die Wendlandmöhren im Keller eines besetzten Hauses erst in selbstgebaute Sandmieten ein- und später zum Verkauf
wieder auszubuddeln oder nachts in einer Kneipe auf die Ankunft von einem LKW voller Kartoffeln zum Abladen zu warten.
 

Den weitaus größten Teil des Obst- und Gemüseangebots kauften wir allerdings Nacht für Nacht auf dem Fruchthof. Das Trockensortiment war eine häufig diskutierte Mischung aus bevorzugt aber nicht ausschließlich Bio-Ware, „politischer Ware“ (Nicaragua-Kaffee...) Reis, Getreide, Mehl und sogar Muse füllten wir im Laden selbst ab.

Mit den Jahren wuchsen die Naturkostszene und das Sortiment. Wir vergrößerten den Laden und das Kollektiv auf bis zu 13
Personen. Die Fluktuation war groß, die Professionalisierung gering, die Entscheidungsprozesse schwierig und das Geld äußerst knapp.

1989 kam es zu einer Kollektivkrise, die bestehende Gruppe wollte aufhören. Die Nachfolgegruppe ist, mit seither wenigen personellen Veränderungen, das heutige Krauti-Frauenkollektiv. Einige von uns hatten schon vorher im Krauti-Kollektiv gearbeitet. Gemeinsam mit den anderen Frauen wiedereröffneten wir den alt-neuen Laden, nach einem Umbau, mit verändertem Sortiment als
reinen Naturkostladen.

Inzwischen sind schon wieder viele Jahre vergangen; das Umland und mit ihm viele Bio-Betriebe liegen quasi vor der Tür, Stadt und Kiez haben sich gewandelt, die Naturkost führt längst kein Nischen- dasein mehr, und damit haben sich natürlich auch die Bedingungen unserer Arbeit verändert: Die ökologisch begrüßenswerte stetige Vergrößerung des Bio-Marktes führt zu ebenso stetig wachsendem Konkurrenzdruck auf Anbau, Herstellung und Vermarktung, auch mit den aus anderen Bereichen bekannten Folgen.

Unser Sortiment aber wird weiterhin durch bestimmte Ansprüche geprägt:

  • Vorrang für regionales Obst und Gemüse,
  • möglichst keine Flug-Ware aus Übersee,
  • Unterstützung von Kollektiven und Kooperativen,
  • Zurückhaltung bei zweifelhaft erscheinenden Modeprodukten

...wobei die Frage nach Kompromissen im Einzelnen immer wieder neu beantwortet werden muss.

Seit 2002 sind wir Ausbildungsbetrieb und bieten außerdem Praktikumsplätze u. a.

  • für Umschulungen,
  • Weiterbildungen
  • und das Freiwillige ökologische Jahr an.

Vom Beginn bis heute arbeiten wir kollektiv, d.h.:

Wir diskutieren und treffen unsere gemeinsamen Entscheidungen auf den wöchentlichen Plena, zahlen einen Brutto-Einheitsstundenlohn für alle, teilen Freud, Leid und die Verantwortung.

Auch wenn das manchmal schwierig ist – wir wünschen uns keine andere Arbeitsform und sind stolz darauf, mit ihr die vielen Jahre und zahlreichen Veränderungen geschafft zu haben.